Online Marketing braucht PR
31.900 Besucher, 800 Aussteller, 470 Keynotes, neuer Besucherrekord, umfassender Wissenstransfer, Staus um das Kölner Messegelände…Die dmexco 2014 zeigte auch in diesem Jahr wieder eindrucksvoll ihre Bedeutung als die Leitmesse der digitalen Marketingbranche. Digitales Marketing sorgt weltweit für Umsätze in Milliardenhöhe und nimmt einen immer größeren Stellenwert innerhalb der digitalen Wirtschaft ein.
Doch Fachbesucher und –journalisten äußern sich in ihren Resümees zur Messe durchweg kritisch. Von einer selbstzufriedenen, stagnierenden, mit mehr oder weniger alten Buzzwords um-sich-werfenden Bussi-Bussi-Gesellschaft – vom Bullshit Bingo auf höchstem Niveau ist die Rede (Lob an Tina Pickardt für diesen lesenswerten Artikel)… Glaubt man der kritischen Berichterstattung, so scheinen selbst die Fachbesucher der Messe mit vielen Produkten und Anbietern vor Ort und der insgesamt schnellen Evolution neuer Service- und Toolanbieter ihre Probleme zu haben und überfordert zu sein.
Wenn dem so ist, wenn schon die Branche selbst hier Verständnis- und Akzeptanz-Probleme hat, wie sieht es dann mit dem Endkonsumenten, dem einfachen Online-Käufer aus? Die Hamburger PR-Agentur „Frau Wenk“ hat in diesem Zusammenhang Interessantes festgestellt. In einer Straßenbefragung wollte die Agentur herausfinden, wie der gewöhnliche Online-Käufer Online-Marketing-Maßnahmen im Internet wahrnimmt. Mit der ganz allgemeinen Frage „Was verstehen Sie unter Online-Marketing?“ sollte der Wissensstand in Sachen Online Marketing beim deutschen Normalbürger abgefragt werden.
Heraus kam Erschreckendes: User reagieren zunehmend ablehnend auf platte Banner und Display-Formate und fühlen sich von den so Werbetreibenden eher bedrängt und verfolgt als informiert. Mit anderen Worten: Die Branche schießt komplett am Ziel vorbei! Auch ich höre häufig. „Dürfen die das?“, „Also ich schalt das einfach ab“ oder „So verfolgt zu werden, sollte verboten werden.“
Als PR-Profi klingeln mir hier natürlich die Ohren und ohne dramatisieren zu wollen, kann die E-Commerce-Landschaft vor diesem Problem nicht weiter die Augen schließen – hat sie doch hier eindeutig ein hausgemachtes Image-Problem mit noch nicht absehbarer Konsequenz für die gesamte digitale Wirtschaft. Abhilfe schafft allein Kommunikation. Damit Online Marketing vom letztendlich alles entscheidenden Endverbraucher nicht als spionierende, aufdringliche Werbung wahrgenommen wird, muss die Branche deutlich transparenter auftreten und ein klareres Bild von sich und seinen unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern zeigen. Ziel aller Kommunikationsmaßnahmen muss es sein, intern wie extern, Wissen, Verständnis und Akzeptanz aufzubauen – der einzige Weg um weiteres Wachstum der Branche nicht zu gefährden, sondern zu befeuern.