QR-Codes in der Pressearbeit – „Edit Value“?
„staring at QR-Codes – Pressemappen sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren….“ so postete heute ein von mir sehr geschätzter Fachjournalist auf Facebook nach seiner Rückkehr von der diesjährigen IFA in Berlin. Zunächst musste ich schmunzeln, habe gleich „geliked“ und möchte über meinen Kurzkommentar zum Post hinaus, zu diesem Thema hier an passender Stelle ein paar Gedanken verlieren…
Mal ganz ehrlich: Wie sieht es mit dem Nutzen von QR-Codes in der Pressearbeit aus?
Vielzitierte Studien des britischen Marktforschungsunternehmen ComScore und Pitney Bowers zur allgemeinen Nutzung von QR-Codes stellten 2012 / 2013 fest…
- …dass die Anzahl der gescannten QR-Codes in Europa von 2011 auf 2012 um 96% anstieg
- …in Deutschland europaweit die meisten, nämlich 18,6% der Smartphone-Besitzer QR-Codes nutzten
- …dabei im Vergleich zu den anderen Europäern am häufigsten QR-Codes in Magazinen und Zeitschriften scannten
- …und sich vorwiegend (zu 80%) über Produkte oder Events (30%) informierten.
Zahlen, die seinerzeit bei allen Beteiligten angesichts eines weiteren weltweit prognostizierten rasanten Wachstums der QR-Scans, die Fantasien über das Machbare in Sachen Marketing beflügelten. Zahlreiche Nutzungsszenarien hoben und heben infolgedessen die Benefits von QR-Code-Kampagnen hervor. Nicht vergessen werden darf bei aller Begeisterung, dass die Nutzung von QR-Codes ganz klar den Fokus auf den Bereich „Mobile“ legt, also originär eine Disziplin des Mobile Marketing darstellt. Experten sind sich einig, dass langfristig nur Konzepte greifen, in denen Nutzer einen unmittelbaren Mehrwert in Form eines Gutschein oder Bonus erscannen und im idealen Fall auch gleich per Smartphone einlösen können.
Aber wo liegt dann bitte der Nutzen eines QR-Codes in der Pressearbeit?
Medien und Journalisten brauchen gut aufbereitete, im idealen Fall individuell zusammengestellte Informationen. Dabei ist es nicht die Aufgabe des „Pressemenschen“ Journalisten oder Blogger mit so vielen Informationen wie möglich „zuzuschütten“, sondern im Gegenteil – diese auf den jeweiligen Bedarf hin zu reduzieren, das heißt die Quintessenz dessen herauszufiltern, was das Wesentliche ist und kommuniziert werden soll. Das macht gute Pressearbeit aus. Will der Journalist zusätzliche Infos ist er zumeist mit einer Google-Suche schneller als mit dem Scannen eines Codes – vor allem, wenn er sich dafür womöglich noch die passende App herunterladen muss.
Ein wunderbar unsinniges Beispiel ist in diesem Zusammenhang auch der Einsatz von QR-Codes im klassischen Journalismus, d.h. z.B. als Insertion innerhalb eines Fernsehbeitrages. Auf die Spitze treiben es in meinen Augen jedoch Unternehmen, die QR-Codes auf die Visitenkarten ihrer Manager drucken ( bei denen man nach dem Scan zu allem Überfluss lediglich auf der Startseite der Firmen-Website landet..) und fest davon überzeugt sind, damit dem Gegenüber – egal ob Journalist oder nicht – einen Mehrwert zu bieten. Vor lauter Angst als nicht up-to-date wahrgenommen zu werden, wird „mitgespielt“ und dabei voll und ganz vergessen, was der Sinn und Zweck einer Visitenkarte ist, nämlich die Kontaktdaten mitzuteilen.